Betriebssozialarbeit


Rahmenkonzeption für das Arbeitsfeld „Betriebliche Sozialarbeit”

Im Zuge der neuen Unternehmensphilosophien, modernen Unternehmensstrukturen und komplexer werdenden Arbeitsprozesse rückt der Mensch stärker in den Vordergrund der Unternehmenspolitik. Dementsprechend sind Veränderungen in der Personal- und Sozialpolitik notwendig, die ganzheitliches und systemisches Denken erfordern. Die Motive von Unternehmen, Behörden und Institutionen für die Einrichtung einer innerbetrieblichen Beratung liegen auf der Hand: der Mensch stellt eine wichtige wirtschaftliche Ressource und ein weiter zu entwickelndes Potential dar. Sein körperliches, geistiges und psychisches Wohlbefinden ist nicht nur für die Unternehmen ein wertvolles Gut, das es zu erhalten und zu fördern gilt.

Körperliche, psychische und soziale Prozesse stehen in Wechselwirkung zu Arbeitsbedingungen, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Kommunikationsmöglichkeiten und soziale Beziehungen am Arbeitsplatz, Entwicklungsperspektiven, Sicherheit des Arbeitsplatzes, Entscheidungsspielräume, Leistungsanforderungen und Führungskompetenzen bei den Vorgesetzten beeinflussen Arbeitsklima, Motivation, Leistung, Krankenstand, Fehlzeiten und nicht zuletzt die Qualität der Arbeit. Weitere Einflussfaktoren ergeben sich aus dem persönlichen Bereich von Mitarbeitern: hierzu zählen persönliche Kompetenzen sowie familiäre und soziale Bedingungen.

Besonders dann, wenn bei auftretenden Problemen keine ausreichenden Bewältigungsmöglichkeiten vorhanden sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass vorhandene Belastungen körperliche oder psychische Auswirkungen haben. Psychosomatische und psychische Erkrankungen sowie Missbrauch und Abhängigkeit von Suchtmitteln können daraus resultieren.

Mit den komplexen Folgen müssen sich Vorgesetzte, Personalfachleute, Werksärzte, Betriebs- und Personalräte auseinandersetzen: es werden betriebliche Ressourcen gebunden. Die Ursachen bleiben oft bestehen und wirken nachteilig weiter.

Fragen der Arbeitsplatzsituation, Kooperation, Kommunikation und Führung sind auch unter Aspekten der Gesundheitsförderung aufzugreifen. Damit können gleichzeitig präventive Effekte genutzt werden.

Betriebliche Sozialarbeit als integraler Bestandteil der Unternehmenskonzeption hat hier einen wichtigen Beitrag zu leisten:

Das Unternehmen erfüllt seine Fürsorgepflicht als Angebot der individuellen und kollektiven Hilfe in Konflikt- und Krisensituationen
Betriebliche Sozialarbeit ist unter betriebswirtschaftlichem Aspekt ein Beitrag zur besseren Erschließung von Mitarbeiterpotentialen

Im Rahmen betrieblicher Sozialarbeit wird Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Hilfe angeboten, Vorgesetzten und anderen betrieblichen Stellen fachliche Unterstützung gegeben, um adäquat und für alle Beteiligten nutzbringend intervenieren zu können und Lösungsstrategien zu erarbeiten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Betriebliche Sozialarbeit als integraler Bestandteil der Unternehmenskonzeption eine wichtige Nahtstelle zwischen betrieblicher Personal- und Sozialpolitik darstellt und aus ihrem Blickwinkel dazu beitragen kann, Organisationsentwicklung und Personalpflege sowohl zum Nutzen des Unternehmens als auch zum Wohlbefinden der Mitarbeiter und ihrer Gesunderhaltung zu gestalten.

Betriebliche Sozialarbeit steht im Spannungsfeld von betrieblichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Sie ist Teil der betrieblichen und sozialen Infrastruktur. Betriebliche Sozialarbeit aktiviert die persönlichen, sozialen und betrieblichen Ressourcen.

Das Angebot muss über Einzelfallberatung hinaus weit gefächert sein, um die Komplexität der unternehmensspezifischen Problemlösungen gerecht zu werden. Die betriebliche Sozialarbeit muss bedarfsorientiert auf das Unternehmen und die Beschäftigten zugeschnitten sein. Dabei kann sie über die Mitarbeiterberatung hinaus bei Personalentwicklung und Organisationsprozessen mitwirken.

An Gremien und Arbeitsgruppen, insbesondere an personal- und sozialpolitischen Ausschüssen, kann sie unter fachspezifischem Aspekt beteiligt werden.

Ziele
Dabei sollen:

Konfliktlösungsfähigkeit bei Einzelnen und Gruppen innerhalb der Organisation verbessert werden
soziale und kommunikative Kompetenzen bei Führungskräften und Mitarbeitern erweitert werden
Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten erhalten und gefördert werden
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz unterstützt werden
Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten gesteigert werden

Im Ergebnis trägt die betriebliche Sozialarbeit zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens bzw. der Dienstleistungsfähigkeit der Verwaltung bei.

Zielgruppen
Betriebliche Sozialarbeit richtet sich an:

alle Beschäftigten des Betriebes / der Verwaltung, sowie deren Angehörigen
die Vorgesetzten und Führungskräfte
den Betrieb / die Verwaltung als Organisation und deren Einheiten

Beratung, z. B. bei

Problemen am Arbeitsplatz
Führungsfragen
persönlichen, familiären, sozialen und psychischen Problemen
bei Suchtproblemen
der Erschließung inner- und außerbetrieblicher Hilfen
der Wiedereingliederung nach Rehabilitationsmaßnahmen
Überschuldungsfragen
der Vorbereitung auf den Ruhestand

Information, Aufklärung und Schulung, z. B.

Schulung von Führungskräften zu fachbezogenen Themen
Kommunikationstrainigs
Stressbewältigungsseminare

Organisationsbezogene Maßnahmen, z. B.

Aufbau einer innerbetrieblichen Hilfsstruktur
Beratung von Organisationseinheiten bei fachspezifischen Fragestellungen
Prozessbegleitung (z. B. bei der Einführung neuer Technologien und Umstrukturierungen) in Hinsicht auf soziale Aspekte
Mitwirkung an betrieblichen und Gremien bezogen auf soziale und gesundheitliche Prozesse am Arbeitsplatz
Initiierung und Durchführung gesundheitspräventiver Maßnahmen
Beteiligung an Organisationsentwicklung (z. B. Teamentwicklung unter Aspekten von Kooperation, Kommunikation und Arbeitsklima)
Moderation von betriebsinternen Arbeitsgruppen

Supervision ist eine besonders effiziente praxisbezogene Methode, das berufliche Handeln zu analysieren und in seiner Wirkungsweise zu optimieren.

Betriebliche Sozialarbeit ist neben Personalverwaltung, Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin und Mitarbeitervertretung eine fachlich unabhängige Organisationseinheit. Möglich ist auch eine an die Unternehmensleitung angebundene Stabsstelle. Ausstattung und Organisation der Stelle müssen eigenständiges Arbeiten ermöglichen.